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Ruhrpott Rodeo 2024
Ich erinnere mich.
Zugegeben, ich bin spät dran mit meinem Bericht. Wen interessiert das jetzt überhaupt noch? Diese Frage wird man an dieser Stelle ja noch stellen dürfen, oder?
Ich weise darauf hin, dass man sich jetzt, wo es Karten für das nächste Ruhrpott Rodeo gibt und das zukünftige Line Up peu a peu bekannt gegeben wird, Gedanken machen kann, die Frage stellen muss: „Geh` ich hin, oder laß` ich es bleiben?“
Diese Frage stelle ich mir gerade auch und da lass ich das Geschehene mal Revue passieren und ich nehme euch mit auf die Reise nach Hünxe im Sommer 2024!
Ich hatte das große Glück und musste für mein Festivalticket nix bezahlen, es ist im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden. Das schmerzt natürlich.
Eigentlich hasse ich Großveranstaltungen und mehrtägige Festivals erst recht. Komischerweise stört mich das alles beim Rodeo nie. Im Gegenteil ich fand`s dort immer schön.
Meine Anreise war wie die Jahre zuvor am Donnerstag Abend und da war auch gleich etwas anders als sonst. Kilometerlanger Stau auf der Zufahrt zum Festivalgelände. Ich Depp habe versucht durch den Wald abzukürzen. Ein kühnes aber hoffnungsloses Unterfangen, ich kenn` mich da nicht aus und rate davon ausdrücklich ab, es ist sinnlos.
Schlussendlich habe ich den richtigen Weg gefunden und meine Leute standen sogar nur ein paar Autos hinter mir. Da es eh nicht richtig voran ging, konnte man schon mal das erste arschkalte Bier trinken. Irgendwann wurde der Beschluss gefasst, das es nicht wirklich cool ist im Stau zu stehen und wir haben die ganzen Deppen überholt, haha! Wir sind jedoch nicht auf`s Caravan Areal aufgefahren, sondern haben spontan die erste Nacht Bier trinkend auf dem Parkplatz verbracht, nur um dann am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe als Erste einzuchecken. Ein guter Plan.
Dann Aufbau, Bier trinken, Nachbarn checken, Bier trinken und auf die erste Band warten. Das alles im Hellen und mit einem Bier im Hals!
Damit ist das Thema Alkohol in meiner Erzählung abgehakt und soll auch gar nicht weiter ausufern. Ja, es wurde viel getrunken und ja, es war definitiv eine Motivation den weiten Weg von Moers in die weit entfernte Schwarze Heide zu unternehmen. Verdurstet ist also keiner. Und jetzt ist ganz in Echt Schluss mit dem Thema Alkohol. Als ob es nix Wichtigeres gäbe im Leben.
Fast vergessen. Musik hat auch gespielt. Ein Knaller würde wohl den anderen jagen, so wurde es zumindest versprochen. Ich habe mir natürlich ein paar Bands angeschaut. Aber nicht wahllos. Ein paar habe ich mir gespart, teils weil ich sie sowieso kacke finde oder immer schon Kacke fand, oder wusste das mich das nicht berühren würde und vielleicht auch weil ich die Kapelle schlichtweg verpasst habe. Es gibt da Leute, die verpassen nicht eine Band, das finde ich schon ziemlich crazy.
Am Freitag war ich heiß auf Bad Religion, dummerweise spielten die erst ziemlich spät. Ich hab`s aber geschafft und die haben mir dann auch Freude bereitet. Ich bin erst sehr spät warm geworden mit ihrer Musik, aber dieser Auftritt hat mir gefallen. In den 90ern hätte ich die mal in Oberhausen sehen können, dummerweise fand ich außer Wretches Ones amerikanischen Punkrock doof. Vorher am Abend spielten die Lokalmatadore, die mag ich sehr und ich hab`se gefeiert, damit war ich nicht alleine. Es hieß dies sei ihr letztes Konzert auf dem Rodeo und das war es wohl auch. Pech wer das verpasst hat. Ich sehe gerade das ich am Freitag ziemlich viele Bands nicht gesehen habe. The Pill, die zweite Band war mir wohl zu früh. The Chats hatte ich das Jahr zuvor gesehen, fand ich gut, hatte aber nicht so gut gefetzt wie ich dachte das es fetzen würde. Cosmic Psychos wiederum ist nicht so mein Ding, da muss ich auch nicht bekehrt werden. Genauso wie Fear, da ärgere ich mich aber doch ein wenig, vielleicht hätte ich denen eine Chance geben sollen. Der letzten Auftritt von Millencolin, was soll ich sagen, ich kenn` die gar nicht. Das wollte ich nicht ändern. Aus der Ferne klangen die gut und Jay Jay the Cat waren für das Fest der Vielen in Duisburg geplant. Ratos de Porao hatte ich auf dem Schirm, was soll ich sagen: Es kam was dazwischen. Der Auftritt fand ohne mich statt.
Nichtsdestotrotz war der erste richtige Festival Tag fein. Gute Leute getroffen, hier und da gequatscht. Alles knorke.
Ein Thema worüber kaum jemand berichtet. Was macht man mit seinen Fäkalien auf einem Festival. Die sammeln sich in einem Zeitraum von Donnerstag Nachmittag bis Montag Morgen an und müssen irgendwann raus. Es geht dummerweise gar nicht anders. Pinkeln ist als Mann nicht so das große Thema, es gab genügend Pisspilze an die man sich stellen konnte. Man hatte durch die Dinger ein wenig das Gefühl wild zu pinkeln. Ein Wermutstropfen am Rande. Mich hat man der Möglichkeit beraubt, dem pinkelnden Gegenüber tief in die Augen zu schauen. Das war mir immer ein Vergnügen, die Dinger dieses Jahr hatten bedauerlicherweise einen Sichtschutz. Muss das sein? Was ist aber mit Groß machen? Ich kann solange nicht einhalten! Irgendwann muss das raus. Für das erste mal Aa machen hatte ich mir also extra etwas Mut angetrunken (also ob). Dixi-Toiletten haben ihren eigenen Charme und der ist nicht wirklich schön. Nicht zu neugierig sein ist an solchen Orten hilfreich. Augen zu und raus damit. Die Klos waren unterm Strich immer in einem guten Zustand. Da sollte sich die Autobahn GmbH mal eine Scheibe abschneiden.
Am Samstag ging`s nach einem guten Frühstück weiter. Dummes Zeug labern und irgendwann am Nachmittag wurde die Musik wieder angestellt.
Zu unseren Überraschung haben unsere bayrischen Nachbarn wieder gegrillt
Am Samstag habe ich wieder einige Bands nicht gesehen. Was ist da los? Den Butterwegge habe ich oft genug gesehen, den habe sozusagen vorgespult, er war bestimmt so unterhaltsam wie sonst auch. Das pure Entertainment folgte mit OXO 86. Einmal mehr eine unterhaltsame Show. Pascow hätte ich gerne gesehen, aber die haben es nicht nötig auf mich zu warten und bei Money Boy bin ich geflüchtet. Brauche ich nicht. Jeder hat das Recht auf Vorurteile.
Pussy Riot war dann die Band auf die ich mit Abstand am meisten gespannt war. Was soll ich schreiben, ich hatte eine Ahnung was mich musikalisch erwarten würde. Eher nicht so meins. Die Show bestand dann aus vier oder fünf, zugegeben, hübschen Frauen, von denen eine unverständliche Dinge ins Mikrofon gesungen hat. Ich kann mir vorstellen, wenn man die Texte versteht, dass das zündet. Aber so? Bei mir blieb am Ende nur Ratlosigkeit und russisch wollte ich jetzt auch nicht lernen. Eigentlich schade, das Kollektiv hat ja doch einiges zu sagen.
Das Ende des Abends markierten Me First & The Gimme Gimmes die lustig anzugucken sind, sowie Napalm Death mit denen ich als junger Spund schon nicht grün war. The Toy Dolls hingegegen, klasse.
Vor`m Schlafen gehen eine Runde Dixieland, um am Sonntag Morgen zwar erleichtert, aber unausgeschlafen wach zu werden. Auch am Sonntag schien der Wettergott das Programm zu mögen. Definitiv nicht zu kalt, aber auch keine brütende Hitze. Der man auf so einem Acker nicht entkommen kann. Kein Sturm, keine Katastrophen. Der Grill unserer bayrischen Nachbarn konnte arbeiten.
Der letzte Tag. Götz Widmann, ja ist ok. Mandelkokainschnaps haben mich dazu bewegt zurück zum Campingplatz zu gehen. Quatsch mit Soße und bei 100 Kilo Herz und The Meffs war die Stimmung am Campingplatz gerade grandios, da wollte ich dort nix verpassen.
Booze & Glory war dann die erste Band des Festivals die ich dann mal von Backstage aus gesehen habe. Interessant was da hinten alles so passiert. Wenn jedoch Bands wie Dritte Wahl spielen ist das Hörerlebnis auf der Bühne Dank In-Ear-Monitoring eher Bescheiden. The Casualties hätte ich mir angucken wollen, wieso ich das nicht tat, weiß ich gar nicht mehr. Sum 41, Suicidal Tendencies und auch Aber habe ich mir extra gespart. Nie gehört.
Zwei unserer Gruppe sind am Sonntag Nachmittag überraschend, Hals über Kopf, abgereist. Warum, wieso, weshalb?
Nicht überraschend war, das die bayrischen Nachbarn immer noch genügend Grillfleisch hatten und ich habe es bisher nicht erwähnt, jedes mal wurde freiwillig abgegeben. Super. Länderfinanzausgleich nennt man das. Im Gegenzug dazu, durften die Bayern jede arschkalte Dose Bier die ich öffnete kurz anfassen und bestaunen wie arschkalt die ist. Nordrheinwestfalen ist arm, kann aber gönnen.
Am Montag morgen ging es dann müde und etwas ungepflegt nach Hause. Es langte dann auch. So eine richtige Toilette. So eine Badewanne ist doch was feines.
Mein Fazit: Endlich bin auch ich ein Aktmodel. Ohne das Ruhrpott Rodeo und die Pixelpunker, die dort nackte Menschen mit subkulturellen Hintergrund fotografieren, wäre das niemals geschehen. Obendrein hatte das Riesenrad so eine Berechtigung. Anderswo wird diskutiert, ob man seinen Oberkörper entblößen darf.
Die Frage aller Fragen ist ja ohnehin, werde ich nächstes Jahr wieder dabei sein? Natürlich werde ich versuchen dabei zu sein. Dort kann ich bekloppt sein, treffe sogar andere Bekloppte. Die Stimmung ist gut. Es ist eine angenehme Auszeit von der heimischen Routine, es ist für mich vor der Türe und der Punkrock Faktor ist trotz der Caravanstellplätze hoch. Wat will man also mehr außer einem schnellen Laufband zum Infield? (cafehuesch)
Crucial Change / Kommando.21
The Test / Deutschland Split 7“
Das absolut beste Vinylformat mit zwei guten Bands. CRUCIAL CHANGE aus Seattle sind von Nirvana soweit entfernt wie der Mars von der Venus und Snickers. Robuster Hardcore, der an Bands wie Pittbull oder Growing Movement erinnert. Angefangen hat die klassische Viererbesatzung als Oi-Punk-Band. Davon sind rudimentäre Versatzstücke zu erkennen, hat aber mit der momentanen New Wave of Oi Hardcore wenig zu tun. Zum Ende von "Services Rendered" wagt man sich an Gitarrensoli, welche die Trash Metal Einflüsse mehr als deutlich machen. KOMMANDO.21 liefern mit ihren beiden Songs den absoluten Hammer. „Deutschland“ steht voll und ganz in der Tradition von anderen Deutschlandliedern wie von OHL oder SLIME. Der CHAOS-Z ähnliche Gesang gibt dem Ganzen eine rustikale Patina. „Klar & Kräftig“ hat nichts mit einer zünftigen Ochsenschwanzsuppe zutun, sondern ist eine packende, deutschsprachige Widerstandshymne mit Gänsehauteffekt und Straight Edge Ambitionen. Obwohl ein Mitglied von Crucial Change eine „Oberst-Kilgore-Brille" trägt gewinnen KOMMANDO.21 mit ihrem fantastischen Soundtrack zum Untergang ganz klar das Rennen. Stark 80er und 90er Jahre geprägt, AMEN81er Schule. Fünf von fünf möglichen Boxhandschuhen.
Svetlana K.
Backlash/Conservative Military Image/Home Front/The Chisel live in DC May 7, Union Stage Club
DIE Konsens-Band des letztenJahres, Conservative MilitaryImage, live im Union Stage Club in DC zusammen mit Home Front und The Chisel, und das alles nur 5 Minuten entfernt vom heimischen Sofa. Also nichts wie hin!
Die Vorband Backlash wurde erstmal gekonnt verpasst. Sorry Jungs, ihr wart sicherlich super! Nach einer kurzen Umbaupause erschallt das CMI-Kirmestechno-Oi!-Intro, welches Scooter in ihren besten Jahren neidisch gemacht hätte. CMI ballern sich dann gekonnt durch sämtliche Hits und haben sichtlich Spaß an der ganzen Sache. Sticheleien gegen den örtlichen Soccer-Club DC United werden vom Publikum achselzuckend quitiert; Fussball interessiert keine Sau hier im Laden. Das vollgeschwitzte Shirt vom Sänger landet nach ein paar Songs in der Ecke; erstaunlicherweise wird das hier toleriert, ohne dass eventuelle FLINTA-Aktivistinnen reflexartig zur Buttersäure langen.Nach gut 40 Minuten ist leider Schluss. Get a haircut and get a real job, tönt es nach dem Schlussakkord aus der Konserve. Indeed.
Next Band Home Front aus Kanada. Duran Duran-Synth-Pop meets 80er-Oi!, mit einem moppeligen Frontmann, der trotz der aus dem Shirt heraushängenden Wampe durchaus agil über die Bühne hüpft.Musikalisch ist das alles ok, aber es kommt, wie es kommenmuss: Nach ca. 3 Songs wird vom Sänger die ganze Palette an debilen Floskeln zum Thema Palästina kredenzt: “Free Palestine, Stop the Genocide, Punks are the only ones who fight for the oppressed.” Ok, alles klar.
Das Publikum jubelt, jeder fühlt sich für einen Moment wie die Reinkarnation von Nelson Mandela; nur eine Person vor der Bühne äussert lautstark und wenig subtil eine konträre Auffassung: “Fuck Palestine”. Warum die betreffende Person eine Sonnenbrille in einem dunklen Club trägt, ist mir zwar unklar, aber was soll’s.Vielleicht hatte der CMI-Sänger schonRecht mit seiner Aussage, dass jeder der hier Anwesenden ein “Damaged Good” sei, sprich:mehr oder weniger stark ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten aufweist.
Der Zwischenruf stört ein wenig die Eintracht der antizionistischen Menschenfreunde, aber es geht munter weiter mit dem Hauptact The Chisel aus England. Die Stimmung ist ausgelassen, obwohl 90% des Publikums aufgrund des Lancashire-Akzents sicherlich kein Wort des Gelabers vom Chisel-Frontmann verstehen. Was sie aber sehr wohl verstehen, sind die magischen Worte “Free Palestine"! Man ist mehrheitlich ganz aus dem Häuschen angesichts dieser mutigen Äusserung britischer Punk-Musikanten; nur die oben erwähnte Sonnenbrille hat sich in die erste Reihe vorgearbeitet und hält dem Chisel-Sänger konsequent 2 ausgestreckte Mittelfinger vor’s Gesicht. Der Song wird beendet, und schwupps beim letzten Akkord dem guten Mann das Mikro über den Schädel gezogen. Ein Mob furchtloser Freiheitskämpfer leckt jetzt instinktiv Blut und nimmt dies als willkommenen Anlass, den Sonnenbrillenträger ebenfalls mit Schlägen und Fußtritten zu bearbeiten. Es herrscht Chaos auf der Tanzfläche, bis schließlich die hauseigene Security einschreitet und den mittlerweile nicht mehr sonnenbebrillten, dafür aber stark ramponierten Herrn aus dem Laden geleitet.
Das Publikum scheint höchst zufrieden zu sein. Dem internationalen Judentum wurde bei Bier und fetziger Live-Musik eine entscheidende Niederlage zugefügt, die gute Sache hat wieder mal gesiegt. Wurden in grauen Urzeiten noch Faschos und andere Arschlöcher schlagkräftig aus dem Pit entfernt, so hat man dort heutzutage wohl schlechte Karten, wenn man das Existenzrecht des einzigen jüdischenStaates auf der Welt verteidigt. Vom Chisel-Gitarristen kommt dann noch als Kommentar ein “Zionist Cunt” von der Bühne. Der Ekel angesichts all dessen ist jetzt zu groß; meineFrau und ich verzichten auf den Rest des Sets und machenuns auf den Weg nach Hause
Hammerhead
Nachdenken über Deutschland CD
Beim spärlichen Licht einer kleinen Kerze sitzt Tobias Scheiße bis spät in der Nacht an seinem Schreibpult. Die Füße bewegen sich unruhig in den Filzpantoffeln. Raus und rein. Rein und raus. Der Kragen des Frottee Bademantel ist bis zum Rand der Schlafmütze hoch gezogen. Wilhelm Busch hätte das Bild nicht besser zeichnen können. Hier entstehen sie also. Die legendären Texte der Band Hammerhead. Die wie aus der Zeit gefallen scheinen und tatsächlich tiefgründige Botschaften haben. Unter anderem wird in „Die Leute und ich“ das Leben des ZAP Herausgebers kurz und bündig erzählt. Im Klappcover sind die Bandmitglieder abgebildet. Ranen hat sich von seiner Phase als Westentaschen-Negan verabschiedet und miemt jetzt den älteren, eloquenten Herrn von der Bahnhofstoilette. Osche sieht mit seinem altersgerechten Kassengestell aus wie der böse Onkel aus der Nachbarschaft, der Falschparker anzeigt und randalierende Jugendliche von der Fensterbank aus erschießt. Die lyrischen Ergüsse werden untermalt von….
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…. Hammerhead typischem Hardcore Punk. Klasse Produktion und die Texte sind größtenteils sogar zu verstehen. Mein persönliches Highlight ist Autofahrerhose. Neben allen anderen Gegenständen hasse ich Autos ganz besonders. Es geht doch noch was mit der deutschen Sprache trotz der unerträglichen Kotzbrocken Bands von Bremen, über Berlin bis nach München.
Öarks
Ein-Frau-Punk-Band LP
Komplizenhafte Männlichkeit
In den besten Momenten an Hans-A-Plast erinnernd. Geschuldet der Tatsache, dass Antje sämtliche Texte und Musik nicht nur selbst geschrieben, sondern auch via Gitarre, Gesang und Beatbuddy eingespielt hat, bleibt die Bandbreite allerdings recht schmal. Gleich zu Anfang zuviel ungüngstige „Lalala“ Passagen, was den Eindruck erweckt. „Da wurde der Text vergessen.“ Letztendlich sind die Lyrics jedoch zum Teil extrem umfangreich und beschäftigen sich neben den klassischen Punkrebellentum logischerweise mit dem Hass und der Häme, die ihr als Frau durch die besagten „Szenepolizistinnen“ entgegen gebracht wurden. DIY Projekt im allerbesten Sinne, dezent unterstützt bei ein paar Gesangspassagen von El Radicalo. Im Gegensatz zur Claudia-Roth-Army nicht von staatlicher Seite finanziert wird hier ein spröder 80er Jahre Ossicharme versprüht, der von der Herangehensweise an Bands wie Schleimkeim erinnert. Sieben Songs auf rosa Vinyl. Vermutlich Oberkörperfrei_im_Punkrock zu hören und zu ordern.
Svetlana K.
Küken LP
Das dritte Album von den badischen oder schwäbischen – don't care, by the way – Zwillingen hört sich exakt an wie ihre vorigen Alben. Da jedes Riff und jeder Song also klingt, als hätte ich das schon 100 Mal gehört, bin ich leider eingeschlafen, ohne meine Behauptung zu 100 Prozent nachprüfen zu können. Kurz aufgewacht bin ich bei «OUT OF THE WATER», war dann aber doch nicht in der Lage aufzustehen, weil dieser lahme Sound und die nichtssagenden Texte mich wie gelähmt ans Sofa festgenagelt haben. «KÜKEN» ist Musik für in die Grossstadt abgehauene Modeaffen, die entweder zu jung oder zu dumm sind, um zu wissen, was gute Musik ist. Und darum konsumieren, was ihnen von Autoritätspersonen vorgesetzt wird. Ein Konzert mit diesem Trio darf man sich ungefähr so spannend vorstellen wie die Diskussion mit einem Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens aus Esslingen, der erklären soll, um welchen «River» und welche «Sea» es sich handelt – aber nicht ganz. In der entsprechenden Szene werden sich dennoch die üblichen zwei oder drei Fanboys einfinden, die dazu mit dem Kopf nicken und sich bis fast vor die Bühne wagen. Ein Slot auf dem Garagen-Rock-Jahrestreffen in Hamburg zu guter Spielzeit ist ebenfalls garantiert. Ich muss das jetzt ausmachen, sonst bringe ich mich um. Wie schafft man es eigentlich, dass JEDER Song genau gleich tönt wie der andere? Diese Brillianz bleibt als Rätsel zurück.
Farny Flanagan
PERSHING BOYS EP
Was ist eigentlich los mit diesem Punkrock? Schwer zu sagen. Auch am Bodensee sollten alle geschnallt haben, dass Typen ihr Shirt besser anlassen und im Pit nicht zu hart gepogt wird. Der Awareness-Raum ist nicht dazu da, Amphetamine zu rupfen. Steak mit Kartoffeln und Bohnen gibt’s vielleicht noch bei Hinterwäldlern in Belgien als Bandessen. Nicht im von der Stadt finanzierten Freiraum. Punk sollte doch gefährlich sein, no? Anti-autoritär, nihilistisch, selbstzerstörerisch gar? Im grossen Buch der goldenen Regeln findet sich kein Eintrag zu den PERSHING BOYS. Was bisher geschah: «Juze bleibt»: Ein Hit, der auf ewig von vergangenen Kämpfen erzählt, die wir auch gegenwärtig führen. Oder «Kirche halt's Maul». Mit neuer Bedeutung aufgeladenes politisches Statement, wenn Linke sich verbrüdern mit Fascho-Vollidioten, die geschlechtergetrennt marschierend ISIS-Fahnen wedeln. Und etliches weiteres Material. Schliesslich haben sich die PERSHING BOYS in den 80ern gegründet. 2018 erschien die LP «Zu viel Hoffnung». Jetzt geht's von vorne los. Auf der aktuellen Co-Produktion von KINK RECORDS und RINDERHERZ meldet sich die Viererbande vom Bodensee mit einem Brett von 7inch zu Wort, das seinesgleichen sucht. Geändert hat sich nichts, es bleibt ein Schlag ins Gesicht. Viermal Hardcorepunk mit deutschen Texten. Von Leuten, die kapiert haben, dass sie die Welt nicht mit veganen Chicken-Nuggets von der Rügenwalder Mühle retten. Vier Songs übers Weitermachen in einer kaputten Welt. Songs, bei denen Punks die Faust recken und sich verstrahlt angrinsen morgens um 10 über der letzten Line. Songs, die sich vor nichts verstecken müssen. Vielleicht haben wir versagt, vielleicht geht's steil bergab. Wir haben uns diese Welt nicht ausgesucht. Dieses Leben aber schon! Und das wird nie ausgestorben sein. PERSHING BOYS sind Punk. Diese Gewissheit nimmt mir die Angst vor dem, was noch kommt. Die PERSHING BOYS brauchen sich keine Gedanken machen, ob ihre Lieder den Test of Time bestanden haben. Die PERSHING BOYS sind der Test of Time.
Farny Flanagan
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Asterix Band 40
Cäsar hat ein Problem. Das von unbeugsamen Galliern bevölkerte Dorf hört nicht auf den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Folglich wird Hilfe angefordert. Diesmal kommt das Böse in Form eines manipulativen „Sehers“, heute würde man sagen Schwurbler oder Influencer, ins Dorf. Allerdings nicht so altertümlich wie der original Seher aus Band 19, sondern eher ein moderner David Precht, bei dem normal jeder sofort weg schaltet. Fehlende Fachkompetenz wird durch gesteigertes Selbstbewußtsein kompensiert. Hier begleitet er den Leser jedoch durch das ganze Heft. Was echt gruselig ist. Übelste unmenschliche Botschaften, denn darum geht es mal wieder, die Auslöschung des kleinen wehrhaften Dorfes, werden in freundliche Worte gegossen. Mit einem Lächeln im Gesicht werden „positive“ Worthülsen verbreitet. Eine alt bekannte Technik aus der „Denk positiv“ Zeit.
Gleich auf Seite 5 geht es los. Die in weiten Teilen völlig empathiefreie und in anderen Teilen offen antisemitische Wokisten Bewegung hat ihre Wirkung innerhalb der Gesellschaft getan. Das soziale Zusammenleben ist zerrüttet. Legionäre fühlen sich durch Befehle getriggert und verweigern mit der Begründung. „So was ist schlicht und ergreifend übergriffig und Gift für mein Nervenkostüm.“ Das gesellschaftszersetzende Gift der spalterischen Wokisten Sektierer soll auch im Dorf angewandt werden. Welcher Teufel die Übersetzer geritten hat um auf Seite 21 Troubadix aus heiterem Himmel die ÄRZTE in leicht abgeänderter Form mit „Claudius hat nen Schäferhund“ zu covern, ist eine echte Überraschung. Auch der Song „Tote Hosen nach Athen“ hat im Original sicher eine andere Bedeutung. Sind hier wieder irgendwelche Punks ins System eingesickert? Asterix am Puls der Zeit wie schon lange nicht mehr. Kurz vor Lutetia kommt es zum Stau und wer ist dran Schuld? Die Klimakleber.
Geht doch noch was mit deutschen Sprache, jenseits von emotionslosem eintönigen Sprechgesang und hysterisch kindischem Rumgekreische? In der Zeit von Dieter Nuhr und selbsttitulierten Flinta Flaschen? Altherrenwitz oder Quotenscheiß? Ja es geht. Das beweisen, die durch die Dekaden der schleichenden Verblödung durchgekämpften Hasen von AMEN 81. Wer FJS (der dritte von links, übrigens nicht der Sänger von Depeche Mode) auf dem Cover abdruckt, hat Ahnung von Geschichte, gehört nicht zu den Wohlstandsverwahrlosten, die mit ihrer historischen Unwissenheit hausieren. Diese sogar als irgendwie cool darstellen und deswegen dazu verdammt sind die Geschichte in einem alptraumhaften Horroclip zu wiederholen. Siehe Szenethemen, Antisemitismus usw. Obwohl die Band bereits gegen Säbelzahntiger gekämpft hat, klingt das hier extrem frisch "Murmeltiertag in Stalingrad“ hat, wie alle anderen Songs etwas zu erzählen. Ein kleine nette Geschichte mit Pointe. Immer schön am Zynismuszeiger gedreht. Bis zum Anschlag, bis es weh tut. Die Szenekomfortzone wird verlassen. „Regel & Zustand“ beschreibt das Dauerpaniklevel aus dem bestimmte Parteien ihre Wählerschaft rekrutieren. Als Gimmick gibt es einen echten Bierdeckel zur LP, eine international geächtete Waffe, die bisher außer dem ZAP kaum jemand einzusetzen wagte. Ein starkes, den bayrischen Urständen geschuldetes, „Textheft“ in Form einer Bierzeltzeitschrift, welche an die bayrischen APPD Zeitungen im A3 Format erinnert. Nicht nur wegen der Frakturschrift und dem Bezug auf bayrische Besonderheiten, siehe auch bayrisch königliche Antifa. Dass hier Kinder der 80er am Werk sind, sieht man an historischen Zitaten wie dem Titel „Ficken für den Frieden“. Allerdings nicht stumpfsinnig nachgeplappert, sondern in einem exorbitant guten Qualitätstext die Verlogenheit einiger Aktivisten anprangert. Musikalisch wird brettharter tighter schnörkelloser Hammerhead Hardcore gebolzt. Die durchweg deutschen Texte liefern immer wieder Klospruch taugliche Zeilen wie „Die 6te Armee wird Schock gefroren“ . Der Song „Der letzte deutsche Imbiss vor der Autobahn“ mit dem Refrain „Who the fuck is Alice?“ und einem schneidigen Eingangszitat der größten deutschen Politikerin aller Zeiten, ist ein Gassenhauer für Gaza City. Ein guter Soundtrack für die Panzer in denen die Soldatinnen und Soldaten durch Hamas Land rollen und Haus für Haus und Tunnel für Tunnel befreien? Vertonter Antifaschismus . Was diesmal gänzlich fehlt sind Gebrauchsanleitung für den Alltag, wie etwa zur Anwendung von Textiloberbekleidung bei Musikveranstaltungen. Es regiert ein erfrischender Frontalnihilismus gegen den alltäglichen Wahnsinn von Reichsbürgern, Szenebürgern, Spießbürgern. Es werden keine Lösungen geboten und das ist gut. Svetlana K.
Willkommen auf unserer legendären Homepage. Vor allem die geizigen Hipster, die niemals Trinkgeld geben und stundenlang an ihrem Getränk lutschen. Ihr könnt auf diesen Seiten ganz einfach das ZAP abonnieren, oder auch super Produkte in unserem Shop erstehen. Die einzelnen Waren sind nicht nur toll bebildert, sondern beinhalten auch eine reichhaltige sehr ausführliche Beschreibung
12 Gründe EA 80 zu hassen findet ihr in ZAP # 4
12 Gründe Team Scheisse zu hassen findet ihr in ZAP # 163 Svetlana K.
Menschabstinenz
Woke Life Balance 6 Track 12“
Der Song „Scheisse fressen“ steht programmatisch für die ganze Platte. Es geht um Punk Kernkompetenzen wie Konsumterror-Verweigerung, umrahmt von einem gepflegten Schuss Hammerheadschen Scheiß-die-Wand-an-Nihilismus. Herr Tobi Scheiße wird stilgerecht mit seinem legendären „Ich schmeiß Mülltonnen“ Zitat als Intro eingespielt „Sterbt alle“ ist dagegen kein Hammerhead Cover, sondern richtet sich gegen Spaltpilze jeglicher Couleur, Szeneschelte in schönster Slime Tradition.. Alles in tightem Troopers Sound. Vor allem aus dem herben Gesang strömt der Duft eines irischen Herbstmorgens. Die obligatorische Ballade für Freunde dieser Art von Musik kommt in Form eines „Blut geleckt“ Remixes. Hier wirkt alles wie aus einem Guss. Dem Konzept eines engagierten Einzelkämpferhirns entsprungen. Erfrischend. Aufmachung, Produktion wie bei dem perfektionistischen Streber Label „Smith & Miller“ www.smithandmiller.rocks gewohnt allererste obere Topkategorie. Svetlana K.
Seitdem seit 3 – 4 Jahren eine Bande von nicht ganz so aufgeweckten Wokisten versucht die Punkszene unter ihre Plastik Knute zu bekommen und dabei Begriffe wie Feminismus, #Me Too und andere gnadenlos demontiert werden, sind Veröffentlichungen zu dem Thema u.a. bedingt durch eine liebevoll gepflegte Cancelculture, von zweifelhafter Qualität. Nun kommt der Befreiungsschlag und zwar heftig. Ein hauptsächlich von Frauen, welche zum Teil auf der Abschußliste der Wokies stehen, gestaltetes Fanzine. Die Inhaltsangabe auf dem Cover ist dürftig, dafür hat es das Heft im Innenteil faustdick hinter den Ohren. Auf unglaublich hohem stilistischen, sprachlichen und intellektuellem Niveau, mit liebevoller, empathischer Einstellung umgesetzte saubere 100 prozentige DIY Arbeit. Ich sage bewußt Arbeit, weil das hier meilenweit von dem hasserfüllten, schlecht gemachten Käse entfernt ist den „professionelle“ Szenemenschen an ihre Trollies verkaufen. Leuten, die aus idealistischen Zielen persönliches Kapital schlagen müssen, um ihre Existenz zu sichern, spreche ich jegliche Integrität ab. Hier dagegen gibt es keine Werbung, keine finanziellen Zwänge, sondern totale Meinungsfreiheit, jenseits von Szeneterror und Minderheitendiktat. Kein klassisches Fanzine mit Reviews usw, sondern eher ein Grundsatz Papier, im Zeichen des Kultur- und Aneignungskampfes, um die Punk und Hardcoreszene. Zum Teil brilliante Statements, zum Teil sehr persönliche Stories. Sehr gut das Interview mit der Hardcore Ikone Kira, die seit Anfang der 80er ihr Ding u.a. bei BLACK FLAG durchzieht. Die Las Vegas Story ist traurig, witzig und lehrreich zugleich. Richtig hart wird es bei den Artikeln über Prostitution, Klassenunterschiede, Arbeit, Feminismus oder Tod. Daneben gibt es auch „leichte Kost“. Unter anderem berichtet die Herausgeberin von ihrer Wallfahrt ins sonnige Saarland, um sich durch eines der extrem seltenen Interviews mit einem ZAP Herausgeber die Absolution zu erpilgern. Ein jahrzehntelang schwelender Konflikt im Tochter/Mutter Verhältnis musste geklärt und geheilt werden. Einer der wenigen Fälle, in dem der öffentliche Versuch der Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung, verursacht durch die Kündigung eines ZAP Abos durch die Mutter, geglückt ist. Herausragend auch der mittlerweile zu einem eigenen Stil entwickelte sarkastische Blick auf den Alltag der Gentrifizierung, durch ZAP Mitarbeiterin Rainer. Wehrmachtstropfen und Totalausfall allerdings Vorwort und Nachwort. Hier wird das, was im Innenteil gelebt wird komplett verweigert. Die persönliche Sichtweise der Herausgeberin zu Gott und der Welt bleiben verborgen. Die Chance letzte Worte zu aktuellen Entwicklungen abzugeben, eine Zusammenfassung, liebe und böse Grüße oder der aktuelle Wetterbericht. Nichts. Anscheinend hat der Akku oder der Mut nicht bis zur letzten Seite gereicht. Es fehlt die Klammer, die die Einzelartikel zu einem gußeisernen Rammbock zusammen schmiedet. Trotz allem, die 80 abwechslungsreichen vierfarbigen A 5 Seiten sind ein absolutes Muss. Zu bestellen für drei Euro plus Porto auf der Homepage www.knucklesandwich.de Aufgrund der 300er Auflage, der Wahnsinns Qualität, der gehaltvollen zeitlosen Statements sicher bald Kultstatus. Print is not Dead! Svetlana K
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